VISION 

zu "Welcher Hund passt zu mir?"


Ich wünschte, alle Menschen würden sich vor der Anschaffung eines Lebewesens, in meinem Fall einem Hund, ihrer Bedürfnisse bewusst sein. Sie würden sich an ihren eigenen Stärken und Schwächen orientieren und auch die Stärken und Schwächen des „neuen Familienmitglieds“ respektvoll beachten.

Leider werden die meisten Hunde spontan nach Fotos oder nach optischen Schönheitsvorstellungen ausgesucht. Die ethischen Verantwortung bei der Aufzucht der Welpen und auch der wahren Persönlichkeitsstruktur der einzelnen Rassen wird dabei kaum Beachtung geschenkt. So kommt es immer wieder zu sehr viel Leid und Aggression in diesen Mensch-Hund-Beziehungen.

Anfang 2023 kam wieder mal eine Person zu mir und wollte sich zur Welpenschule anmelden. Es handelte sich um einen Vollgebrauchsjagdhund und dieser sollte auch noch ausnahmslos privat gehalten werden. Das diese Person Kinder im Haus hatte und berufstätig war, kam noch erschwerend hinzu.

Privatmenschen mit einer Deutsch Drahthaar-Hündin haben diese von einem Deutsch Drahthaar/Deutsch Kurzhaar-Mischling decken lassen und somit bewußt Mischlinge ohne Gesundheitsvorsorge vermehrt. „Die Elterntiere wurden nicht jagdlich geführt, deshalb wäre dies für die Welpen auch nicht mehr wichtig.“ Die daraus entstandenen Welpen wurden als Familienhunde an Privathaushalte abgegeben.

Ich habe vor der Anschaffung der Person vom Kauf des Welpen abgeraten und ihr eine Beratung empfohlen. Ein Hund dieser Verpaarung hat besondere Bedürfnisse und eine hohe genetische Veranlagung. Diese Veranlagung wird nur durch regelmäßigen Jagdeinsatz bedient. Hohe körperliche Auslastung am Fahrrad und Pseudotraining wie Menschensuche oder Dummyarbeit wird in der Gesamtheit den inneren Bedürfnissen des Hundes nicht gerecht.

Das nur als Vorgeschichte… Nun möchte ich meine Gedanken mit dir teilen:

"Liebe XXXXXX,

Noch einmal vorweg: Ich halte es für unverantwortlich Vollgebrauchsjagdhunde privat zu vermehren. Noch unverantwortlicher, diese Welpen dann auch noch an Nicht-Jäger abzugeben. Hunde, die niemals für das Brennen dürfen für was sie gezüchtet wurden, haben mein tiefstes Mitgefühl. Ein reinrassiger Deutsch Drahthaar kostet beim seriösen Züchter 800-1.000 Euro. Wenn der Verehrer seine „Mischlinge“ dann teurer als Schutzgebühr (250-400 Euro) verkauft… Oft sogar mehr als 1.800 Euro dafür nimmt, ist das definitiv für mich auf Kosten der Tiere eine „kriminelle“ Handlung, da tierschutzrechtlich relevant.

Ich möchte zu dir, wie zu all meinen Kunden, ehrlich sein:
Mit "ich habe meinen Hund lieb" oder "seine Eltern wurden auch nicht jagdlich geführt" ist dieser Kreatur einfach nicht geholfen. Privathund sein macht sie nicht glücklich. Diese emotionale Gefangenschaft wird er niemals akzeptieren. Für Aufgeben wurden sie nicht gezüchtet. Seine Frustration wird die Führung übernehmen. Der Hund wird sich „seinen Beschäftigung“ suchen und dieses sei auch sicher: Seine Beschäftigung wird uns nicht erfreuen!

Ich weiß genau, wie diese kleinen Wuffis funktionieren und zu welch Maschinen sie heranwachsen. Wenn dieses "Sonder-Einsatz-Kommando auf vier Beinen" nicht vorausschauend und verantwortungsbewußt großgezogen wird, werden alle leiden. Die Tiere in der Natur, die Gesellschaft, die Familie und sowieso auch der Hund.

Ich brenne auch nach 35 Jahren noch sehr für meine Schützlinge und werde es nicht leid, all mein Engagement für die Aufzucht der Welpen zu geben. Noch nie habe ich nur "fürs Geld" unterrichtet.

Was ich allerdings wirklich leid bin, ist Verantwortungslosigkeit. Kunden, die sich nicht daran halten, was ich ihnen empfehle. Welpen, die Problemhunde werden. Der Spruch (nachdem das Tier "zurückgegeben" wurde) "du hast Recht gehabt" erschüttert mich jedes Mal aufs Neue. (All diese im Vortex genannten Aussagen beziehen sich nicht auf dich persönlich, sondern klingen mir noch aus der Vergangenheit in den Ohren)

Ich würde mir davon gerne einen weiteren Fall ersparen und meine Hoffnung ist jetzt, dass du einen wirklich guten Privattrainer mit Jagdhunderfahrung im Einzeltraining buchst, der dich regelmäßig anleitet und begleitet UND das diese Nachricht deinen Ehrgeiz packt und du mir unbedingt in zwei Jahren zeigen möchtest, dass du die Erziehung gut für dich und noch mehr für den Hund hinbekommen hast. Ich würde mich dann sehr für euch beide freuen. Ich denke, dass ist der beste Weg und wünsche Dir dabei viel Erfolg ☀ Deine Gaby"